Samstag, 18. April 2020

Wir testen "komische" Karren: Mitsubishi Space Star (2016)


Beginnen wir mit etwas Neuem. Ab jetzt werden auch mal Autos getestet, die sonst in regulären Tests echt wenig Beachtung finden. Beginnen werden wir mit einem Mitsubishi Space Star. Der Name ein reines Gedicht. Ein Raumschiff. Der Anblick? Nun, der holt einen zurück aus den unendlichen Weiten auf den Boden der Tatsachen. Es handelt sich um einen schnöden Kleinwagen. Von 1998 – 2005 gab es noch einen Van der auf diesen abgefahrenen Namen hören durfte. Uns wurde das 2016er Modell zur Verfügung gestellt.
Optik:
Optik bei nem Kleinwagen ist immer so eine Sache. Wie bewertet man die? Der Wagen sieht echt schmal und hoch aus. Ist also eher ein fahrender Kasten. Dafür finde ich allerdings Front und Heck ganz ordentlich gezeichnet. Die kleinen Felgen und das hohe Fahrwerk machen es halt in der Seitenansicht wieder kaputt. Aber im Einstiegsmodell im Kleinwagensegment geht das vollkommen in Ordnung. Kein abgedrehtes Design, nichts ausgefallenes… halt ein günstiges Auto.
Innenraum:
Der Innenraum… Es dominiert billigstes Plastik. Das war beim Preis zu erwarten. Das aber zum Beispiel die A-Säulenverkleidung nicht 100% sitzt und man dadurch Spalten hat wo keine hingehören ist wohl nicht ungewöhnlich und auch unser Testwagen darf damit „punkten“. Die Sitzposition ist ziemlich hoch, dürfte somit den meisten nicht sportlichen Fahrern sehr gefallen. Seitenhalt bieten die Sitze so gut wie keinen, sind aber auch über mehrere Stunden zu ertragen. Was mir persönlich ziemlich gut gefällt ist der hohe Schalthebel. Er eignet sich hervorragend als Ersatz für die nicht vorhandene Armlehne. (Ja ich weiß, die armen Synchronringe…). Die Rundumsicht ist ganz in Ordnung. Das geht in der Klasse deutlich schlechter. Die Rückbank ist nur zu gebrauchen, wenn man selbst kurze Beine hat oder der vor einem Sitzende kleingeraten ist. Der Kofferraum ist in Ordnung. Serienmäßig bietet dieses Fahrzeug aber keine Hutablage. Dafür allerdings eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorne, Radio mit CD Spieler UND USB-Anschluss (das hatte nicht mal mein Jaguar Serienmäßig…). Der Fahrer wird über zwei Rundinstrumente für Drehzahl und Tempo mit Informationen versorgt. Dazwischen befindet sich ein kleines Display auf dem die Tankfüllung, Kilometerstand, Temperatur usw abgefragt werden kann. Jedoch muss man für das Umschalten einen Knopf der drücken für den man in das Lenkrad hineingreifen muss. Es sind ausreichend Ablagen für Getränke (vorne sind 4 Getränkehalter) und sonstigen Kleinkram vorhanden. Neben dem USB Anschluss selbstverständlich auch noch ein Anschluss für ein Ladekabel.

Fahreindruck / Motor / Getriebe:
Nun der Teil, der mir am ehesten am Herzen liegt. Ich muss zugeben mit der Zeit bin ich durch diverse 500 PS Karren (nie selbst besessen, aber beruflich viel bewegt) vielleicht etwas verdorben. Aber unser aller Autoleben begann doch genau mit solchen Fahrzeugen. Angetrieben wird der Kleine von einem 999ccm kleinen 3 Zylinder Motor. Dieser entwickelt 75 PS und 88NM. Dafür muss der Wagen aber schon ordentlich getreten werden. PS liegen bei 6000 und NM bei 5000 Touren an. Ein Bereich dem man diesem Wagen besser nicht zumuten will. In der Stadt ist er recht flink. Bis 50 geht er gut nach vorne und man schwimmt ordentlich mit. Die Kupplung erfordert etwas Eingewöhnungszeit, weil diese ungefähr genauso viel Rückmeldung bietet wie eine im Golf IV. Also gar keine.  Die Schaltgassen des 5 Gang Getriebes sind relativ lang und es erfordert auch hier ein wenig Zeit bis man Präzise durchhuscht. Das Fahrwerk ist realtiv weich und bügelt städtische Straßen ordentlich weg. Auf der Autobahn ab Tempo 100 werden leicht welligen Fahrbahnen anstrengend. Denn das Auto schüttelt dich dann richtig durch. Das tut es übrigens auch im Stand, wenn der Klimakompressor anspringt. Es wirkt so, als wenn dieser vor hat das Auto zu zerreißen. Wahnsinn. Das erste Auto in dem ich jemals saß in dem der Kompressor mehr Power als der Motor hat ;). Die Lenkung ist um die Mittellage sehr indirekt. Man braucht viel Bewegung im Lenkrad für langsamere Kurven. Auch das ist gewöhnungsbedürftig. Rückmeldung gibt diese fast gar keine. Ähnlich wie in einem Fiat im Citymodus. Als Stadtflitzer ganz angenehm, auf der Autobahn wiederrum leicht anstrengend. Das war übrigens auch das erste auf die Bahn fahren. Ihr könnt es euch denken. Voll reingetreten in den Eimer, die Karre ließ den Motor leise winseln und der Vortrieb ähnelte dem eines Fahrrades. Knappe 14 Sekunden braucht der Space Star auf 100. Bis 140 zieht er dann anständig durch danach wird es sehr sehr zäh, ob er die 170km/h Spitze wirklich erreicht? Keine Ahnung. Ich glaube eher nicht. Dafür sind die Trinkgewohnheiten sehr manierlich. Im Test waren es knapp 6 Liter. Und er musste doch etwas aus seiner Komfortzone hinaus.

Preis:
Den einst günstigsten Neuwagen Deutschlands gab es für 7000 Euro. Mittlerweile kostet der Nachfolger knapp unter 10.000 Euro. Mit ein wenig Ausstattung feuert man den Preis dann allerdings auch in den Bereich über 10.000 Euro. Dennoch ist der Space Star ein recht günstiger Flitzer. Unser Testwagen soll übrigens absolut nichts an Extraausstattung haben und somit knapp über sieben Riesen gekostet haben.

Wer sollte ihn kaufen?
Jeder der für wenig Geld einen Cityflitzer benötigt. Die Technik ist relativ Robust, diese Preise sind in Ordnung. Er sticht aus dem VW Einheitsbrei heraus, vor allem preislich.

Wer sollte ihn NICHT kaufen?
Jeder Kleinwageninteressent der längere Strecken außerhalb des urbanen Raumes zurücklegen muss. Da ist man mit dem etwas größeren Fiesta oder einem Clio besser aufgehoben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen