Montag, 18. Februar 2019

Test: Kia Ceed GT JD (2013 - 2018)


Es folgt, auf ausdrücklichen Wunsch vom „Teamschäff“, ein ausführlicher Bericht zum Kia Ceed GT. Es handelt sich beim getesteten Fahrzeug um einen kleinen Renner Baujahr 2014. Einen Vergleich mit dem Hyundai i30 N spare ich mir, dafür sind die Fahrzeuge zu unterschiedlich. Nur ganz kurz: Der i30 ist ein Hot Hatch im klassischen Sinne. Ein GTI / ST / OPC Jäger. Tendenziell sogar eher im R/RS Segment (gerade die Performanceversion vom N) angesiedelt. Dies macht das Auto wirklich gut und für mich ist der i30 in diesem Segment das aktuell beste frontangetriebene Fahrzeug auf dem Markt!  Vor allem dann, wenn man den Preis berücksichtigt. Der (Pro)Ceed GT ist deutlich unter dem i30 N angesiedelt. Der Kia versteht sich tatsächlich eher als GT. Sprich ausreichend Leistung für schnelle Passagen, aber dennoch eher für lange Strecken und flottem Dahingleiten gebaut.

Was gefällt mir an dem Auto? Ich wäre fast geneigt zu sagen: Alles. Das wäre aber deutlich übertrieben.
Fangen wir außen an. Im Vergleich zum normalen Ceed unterscheidet sich der GT durch eine andere Front (unter anderem mit roter Zierleiste im unteren Grill), jeweils vier Tagfahrlichtern links und rechts. Und natürlich einem anderen Heck, links und rechts ein Auspuffrohr und dazwischen die Andeutung eines Diffusors. Die Bremssättel sind rot (braucht man das?), 18 Zöller sind Serie (und sehen echt gut aus), ein kleiner Heckspoiler und vorne und hinten jeweils ein GT Logo werden noch geboten. Das GT Logo hätte allerdings durchaus eine andere Farbe vertragen können. Sonst war es das mit den Unterschieden zum zivilisierten kleinen Ceed Bruder.

Was an der Optik etwas besser sein könnte? Ein paar mm tiefer könnte der Wagen schon sein. Am Heck hätte ich persönlich den Ansatz des Diffusors tiefer gezogen, denn wenn man hinter dem Auto steht sieht man immer den Endschalldämpfer unter dem Auto hervorstehen.

Im Innern sind die Unterschiede auch eher klein. Es werden Sportsitze geboten, welche unfassbar bequem sind und auch auf langen Strecken genug Komfort bieten. Das Lenkrad ist mit einem GT Logo bestickt. Beim Lenkrad kommen wir auch schon zum ersten kleinen Kritikpunkt. Es könnte durchaus etwas breiter ausstaffiert ein, dann wäre es griffiger. Das Tacho ist grundsätzlich dasselbe wie im normalen Ceed, jedoch gibt es einen kleinen Knopf auf dem Lenkrad mit GT Logo. Wenn man diesen Knopf drückt, wechselt die Ansicht und man bekommt eine Anzeige für den Ladedruck, Drehmoment, Kühlwassertemperatur und die gefahrene Geschwindigkeit wird als Zahl dargestellt und nicht mehr über eine Zahlenskala mit Zeiger. Sieht schon ganz chic aus. Darüber hinaus soll die Gasannahme direkter sein (gilt jeweils ab dem Facelift) und der Sound wird durch den Soundgenerator verstärkt. Das Vorfaceliftmodell hat keinen Soundgenerator.
Ansonsten bekommt man im Innenraum alles was man braucht. In erster Linie vor allem genug Stauraum. Die Mittelarmlehne bietet genug Platz um darin eine 0,5 Liter Flasche zu verstauen (und nebenbei noch allerhand Krempel), das gekühlte Handschuhfach ist groß, unter dem Navi ist ein großes Ablagefach (mit induktiver Ladefunktion für Handys - ab dem Facelift), im schwarzen Dachhimmel (noch ein Unterschied zum normalen Ceed) ist ein Brillenfach integriert. Die Türen bieten noch weitere Ablagen unter anderem für 1,5 Liter Flaschen, hinten auf der Rückbank gibt es noch Getränkehalter in den seitlichen Ablagen (beim Dreitürer). Platz für den halben Haushalt ist also da.
Auf der Rückbank sitzt man auch mit 1,80, hinter einem 1,80 Menschen, noch bequem. Die Sicht aus den kleinen Fenstern hinten ist aber für Beifahrer eher bescheiden. Der Klang des Soundsystems ist völlig in Ordnung. Ein Equalizer würde dem Fahrzeug aber guttun. Das Navi macht was es soll, leider lud es bei mir keinerlei Verkehrsinformationen (z.B. gesperrte Straßen) runter, dies soll aber laut Kia mit einem Update behoben werden. Die Updates sind übrigens während der ersten sieben Jahre gratis. Serienmäßig kommt der Ceed GT mit USB Anschluß, dieser liegt gut erreichbar direkt unter dem Navi, zwischen dem Zigarettenanzünder und der 12V Buchse. Bluetooth funktionierte gut, sowohl die Wiedergabe von Musik, als auch die Telefonie. Lieder vom USB Stick wurden sofort erkannt und machten ebenfalls keine Probleme. Die Sprachsteuerung funktionierte bei uns nicht. Kein einziger Befehl wurde von mir oder meiner Begleitung erkannt. Allerdings ist Kia damit in guter Gesellschaft. Bisher gab es wenige Autos die uns dort überzeugen konnten. Der Kofferraum ist ausreichend dimensioniert und sogar ein zusammenklappbarer Kinderwagen würde dort Platz finden. Die Verarbeitung des Innenraumes ist wirklich auf hohem Niveau. Ingesamt fühlt sich der Wagen hochwertiger an als ein BMW 1er der E Serie (ich würde sogar so weit gehen und sagen besser als einer der F Serie), ein vergleichbarer Focus ST. Beim Golf wird etwas mehr geschummelt (Softlack usw.) , was die gefühlte Qualität angeht, ich glaube jedoch nicht, dass diese insgesamt deutlich besser ist. 
Was ist noch doof? Die Sitze sind ziemlich breit, so dass zwischen Mitteltunnel und Sitz kaum Platz ist. Wenn jemandem also – wie mir – das Handy aus der Hosentasche rutscht und neben dem Sitz landet, wird das wohl dazu führen, dass die Fluchkasse ziemlich voll wird.
Im Innern gibt es also nur leichte Abzüge in der Gesamtwertung.

Beim Thema Fahrassistenzsysteme bin ich etwas Zwiegestalten. Ich zähle zu den Menschen die gerne selbst Autofahren. Ich schalte gerne, ich halte selber die Spur und ich gucke noch in den Spiegel vor dem Spurwechsel. Gerade letzteres ist auch nötig, denn einen Totwinkelwarner gibt es bei diesem Fahrzeug nicht. Das finde ich persönlich eher ungünstig, da ich dieses Feature schon für sinnvoll halte. Der Fahrspurassistent funktioniert zuverlässig, sorgt jedoch bei höheren Geschwindigkeiten dafür, dass das Fahrzeug etwas unruhiger auf der Straße liegt. Wer also über 150 km/h fährt sollte diesen dringend ausschalten. Ansonsten bietet der GT Tempomat, Speedlimiter. Einen Abstandstempomaten konnte ich nicht entdecken, ebenso wenig eine Müdigkeitserkennung.


Das Thema fahren:

Darum geht es ja eigentlich. Der Ceed GT fährt gut, wirklich gut. Er fühlt sich deutlich schneller an als er tatsächlich ist, aber das ist ja nichts Schlimmes. Der kleine 1,6 Liter Turbo Vierzylinder dreht ordentlich hoch und verhindert, dass man zur Wanderdühne wird. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 230 angegeben, im Testwagen wurden lt. GPS 238 km/h erreicht. Da abgebrochen werden musste gehe ich davon aus, dass knapp über 240 drin gewesen wären. Bei höherem Tempo beginnt der Wagen jedoch leicht unruhig zu werden. Das ist nicht sonderlich kritisch oder gefährlich, erfordert allerdings etwas mehr Aufmerksamkeit als bei ähnlichen Fahrzeugen. Der Wagen ist nicht für dauerhaften Topspeed ausgelegt und das nimmt man ihm auch ohne weiteres so ab und nicht übel. Der Verbrauch ist vergleichbar mit dem eines „großen“. Auf der Autobahn bei 140 km/h können das schon mal knappe 9 Liter sein. Bei unserem 500 km umfassenden Test hat der Wagen sich im Schnitt 8,7 Liter gegönnt. Nicht wirklich langsam wurde er dabei bewegt, aber unter 8 Liter bekommt man ihn kaum. Jede noch so kleine Steigung trieb den Verbrauch wieder hoch.
Tempo 100 wurde nach gestoppten 7,6 Sekunden erreicht. Kein Topwert heutzutage, aber wie gesagt: Man merkt ihm an, dass er kein Topsportler sein will. Der Sound ist für den kleinen Motor wirklich schön, auch wenn man davon im Innenraum kaum was mitbekommt. Wenn er aber an einem vorbeifährt, kann man dieses leicht bollerige, keinesfalls übertrieben laute Knurren vernehmen. Es passt gut zum Auto.
Der Wagen lässt sich wunderbar sportlich bewegen wenn man das möchte, allerdings sollte man dafür wenig Wert auf Rundenzeiten legen. Denn gerade bei Strecken mit langen Geraden fehlt es am Ende einfach an Geschwindigkeit. Er lenkt wirklich knackig ein, lässt leicht das Heck dabeistehen. Die Neigung zum Untersteuern ist wie bei jedem Fronttriebler da, aber im erträglichen Rahmen und deutlich geringer ausgeprägt als bei Audis Sportmodellen. Die Bremse ist unfassbar bissig und stark. Macht wirklich Laune. Das Fahrwerk kann dieses Spagat aus Alltagstauglichkeit und Sportlichkeit also wunderbar.

Fazit: Wie gut finde ich den Ceed GT also im Gesamten? So gut, dass ich den M123D habe stehen lassen und mir den Ceed direkt gekauft habe… Neben all den kleinen Finessen und der deutlich besseren Verarbeitung als bei BMW waren auch 7 Jahre Garantie ausschlaggebend. Der Ceed GT ist einfach ein vernünftiger GT / Sportler im Kompaktsegment.

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