Dienstag, 23. Oktober 2018

Kompaktsportlervergleich Teil I Renault + Ford + BMW

In Teil 1:
Renault Clio III + IV RS
Renault Megane III RS
Ford Focus II + III ST + RS
BMW 1er (e81) 123D + 130i + 135i + M Coupe
Mittlerweile bietet nahezu jeder Hersteller auch (relativ) alltagstaugliche Sportwagen in Kompaktwagenform an. Das Meer dieser Fahrzeuge ist relativ unübersichtlich und wenn es auf dem Papier oft alles sehr ähnlich aussieht, gibt es doch große Unterschiede. Je nach Fahrertyp und den entsprechenden Ansprüchen macht es dann doch einen großen Unterschied zu welcher Kompaktrakete man greift.
Ich gebe euch hier mal einen kurzen Überblick über den Markt und werde dabei ausschließlich Fahrzeuge berücksichtigen welche ich bereits selbst gefahren bin. Beruflich habe ich mit dem Fahrzeugsegment sehr viel zu tun gehabt und gebe daher gerne meine Erfahrungen weiter. Dies ist allerdings kein Allheilmittel. Hier wird meine persönliche Meinung weitergegeben und jeder sollte sich dann doch bitte einen genauen Überblick verschaffen.  Im Laufe der nächsten Tage werde ich diesen Eintrag noch um etwas genauere Kostenaufstellungen (insb. Versicherung) erweitern. Berücksichtigen werde ich Fahrzeuge ab 2005 bis heute.
Einsteigen werde ich bei Kleinwagen (Polo, Clio, Fiestaklasse) bis hin zu den Klassikern wie z.B. Golf, Focus, Megane.

Beginnen wir mit einem meiner heimlichen Favoriten….

Der Renault Clio III RS 2.0. 197 / 201 PS
Baujahr: 02/2006 – 10/2012
Im Fahrspaßkapitel ist das Ding eine Wucht. Der 2 Liter Saugmotor verpasst einem nicht den Turbopunch wie so mancher Mitbewerber. Dafür klingt das Ding echt gut, die Optik ist wirklich der Leistung angemessen. Das Fahrwerk ist etwas hoppelig, dafür aber (für Amateure) Rundstreckentauglich. Die Bremse ist absolut standfest, dafür leider in der Wartung etwas teuer. Die Sitze bieten ordentlich Seitenhalt, sind mir jedoch etwas zu weich. Der Innenraum ist typisch Renault. Keine wirkliche Augenweide aber funktional. Das Lenkrad absolut griffig, die Lenkung sehr direkt. Starkes untersteuern hat man mit dem Fahrzeug nur wenn man es übertreibt. Beim Verbrauch versagt der Clio auf Grund seiner Motorcharakteristik dann völlig. Der Wagen braucht Drehzahl und davon eine Menge. Dementsprechend auch viel Sprit.
Was Modifikationen an dem Fahrzeug angeht, so sind diese meist sehr kostenintensiv (saugmotortypisch). Die Teileversorgung im Tuningbereich ist leider auch relativ bescheiden. Hat aber den Vorteil, dass oft unverbastelte Karren angeboten werden.
Die Preise beginnen bei knapp über 5000 Euro (bei ca. 150.000 km) und sie wie bei fast jedem Auto nach oben offen. Besonders anfällig durfte ich den Clio nicht in erleben. Lediglich die Plastikverzierungen im Innenraum sind mir negativ aufgefallen (gerne mal gebrochen), sowie der Stoffbezug der Sitze (welcher zu Rissen neigt).

Den Nachfolger (Renault Clio IV RS 1.6) kann ich persönlich nicht empfehlen. Ja er ist schnell aber alles in allem ist an diesem Auto alles zu künstlich. Die Lenkung schwammig, der Sound kommt hauptsächlich aus dem Boxen (und kann dort auch modifiziert werden). Den Hang zum untersteuern fand ich persönlich bei einer Testfahrt auf der Nordschleife beängstigend. Da wir kurz davor den Fiesta ST180 über den Ring geprügelt kann ich nur sagen: Die Jungs von Ford haben es diesem Fall etwas besser angestellt (Meinung dazu kommt noch).

Bleiben wir bei Renault und gehen eine Stufe nach oben..

Der Renault Megane III RS 250 / 265 / 273 PS
11/2009 – laufend (?)

Relativ lange hielt der Megane RS den Rekord der Frontkratzer auf dem Nürburgring. Der Einstiegspreis ist recht günstig für ein Fahrzeug mit guter Ausstattung und einer vernünftigen Laufleistung. Die 250 PS Variante bekommt man teilweise schon für deutlich unter 10.000 Euro. Ich persönlich würde ein paar Euro mehr investieren und mindestens die 265 PS Variante mit Cup / Trophy Paket wählen. Dieses beinhaltet eine Sperre an der Vorderachse, was dieses Fahrzeug deutlich angenehmer in schnellen Kurven und bei schlechtem Wetter macht. Die Recaroschalensitze sind wie im Focus RS einfach mega geil. Vom Verbrauch ist der 2 Liter Turbomotor etwas angenehmer als der Motor aus dem Clio RS. Der Sound ist ähnlich gut. Wobei sich der Megane bei „normale“ Fahrweise sehr zurückhält. Wenn man ihn mal fliegen lässt kann es hinten aber schon mal ganz schön knallen. Die Kupplung hat einen sehr angenehmen Druckpunkt, ist allerdings nicht so weich wie beim Golf GTI z.B.
Der Megane ist wirklich schnell, hat eine brauchbare Rückbank und einen anständigen Kofferraum. Er ist nur als 3 Türer erhältlich. Der Innenraum gefällt mir hier schon etwas besser, wobei z.B. bei den ersten Clio RS das Navi einfach nur hässlich ist.
Wer ein Auto sucht welches nicht nur schnell geradeaus fahren kann, sollte den Megane RS auf jeden Fall mit auf die Wunschliste setzen. Für mich zählt dieser Wagen zu den besten Fronttrieblern.
Leider ist auch hier die Teileversorgung im Tuningbereich mehr schlecht als recht….
Den Nachfolger bin ich leider noch nicht gefahren.

Ford Focus II ST225 (2005 – 2010)

Durch die extremen Strecken die zum Teil zurück gelegt habe (und zurück lege) hat mich mein erster ST 200.000km (in zwei Jahren) begleitet. Der Motor ist eine Wucht… 2.5 Liter Turbo FÜNF Zylinder ist schon geil. Der Klang im Serienkleid etwas mau, aber sobald man etwas Hand angelegt hat (der erste durfte durch die Stoffler Abgabsanlage ausatmen (mega geil für eine legale Anlage), der zweite durch eine Milltek (ein wenig leiser)) kommt der Klang auch richtig zur Geltung. Von der Ausstattung fehlte mir persönlich nur ein Tempomat sonst wäre ich relativ wunschlos glücklich gewesen. Die Ledersitze sind ziemlich geil, die Stoffsitze fand ich zum Teil dann doch etwas unbequem auf langen Strecken. Das Fahrzeug selber war relativ leicht auf Leistung zu bekommen und so wurden aus den 225 PS Serienleistung bei beiden Fahrzeugen schnell mehr… Die Versorgung an Teilen zur Modifikation ist mehr als ausreichend. Auf Grund des Fahrzeugalters, solltet ihr bevorzugt nach Fahrzeugen mit Blockmod suchen. Da der unbehandelte Block (aus bisher ungeklärten Ursachen) leider zu Rissen neigt. Darüber hinaus ist der ST gerade bei Kurbelwellengehäuseentlüftung und Antriebswellen etwas anfällig. Aber alles in allem klingt das immer schlimmer als es ist. Ich habe bereits 2 davon besessen und war so zufrieden, dass ich aktuell über Nummer 3 nachdenke. Zu haben sind die STs  ab 6000 Euro (hohe Laufleistung wenig Ausstattung) bis knappe 14000 Euro. Es gibt viele mit LPG Anlage, hier sollte allerdings noch einmal geprüft werden ob die richtig arbeitet. Der Motor hält zwar was aus, auch langen Gasbetrieb, dennoch hat er recht empfindliche Ventilsitze.
Aber eins steht bei dem Auto fest: Freunde bei den Nachbarn findet man mit dem Gerät nicht. Im Vergleich zum Megane RS muss der Focus ST jedoch in den Kurven zurückstecken, da er hier doch stark zum untersteuern neigt. Dafür ist der Durchzug auf den Geraden deutlich stärker. 
Das hat der Focus II RS 305 (2009 – 2011) schon deutlich besser hinbekommen. Die Vorderachse war brillant konstruiert. Hier haben wir wieder den 5 Zylinder, diesmal mit Serie 305 PS (wer fährt das Ding eigentlich Serie?). Auch hier wurde am Sound etwas nachgeholfen (MTB Abgasanlage, legal und völlig ausreichend). Wer den RS fährt muss auffallen können. Meiner war giftgrün und auch die sonstige Optik (breite Backen dicker Spoiler) schreien schon etwas nach Aufmerksamkeit. Macht nix, ich fand den Koffer unendlich geil und würde ihn mir ebenfalls noch mal kaufen. Auch hier leider nur ohne Tempomat. Was Fahrspaß, Optik und Sound angeht fast unschlagbar in der Preisklasse. Der Innenraum könnte natürlich etwas hochwertiger sein, dafür sind die Schalensitze auch auf Langstrecken echt gut gewesen – sind dieselben wie im Megane RS. Die Preise schwanken bei diesem Fahrzeug stark. Aktuell sind die günstigsten (vernünftigen) Exemplare für knapp 22.000 Euro zu haben. 
Focus III ST250 (2012 – 2017)
2.0 Liter 4 Töppe … Ein Abstrich gegenüber dem Vorgänger, dennoch ein wirklich guter Motor – mit immerhin 25 PS mehr. Der Wagen fuhr sich extrem gut, auch wenn etwas „krach“ fehlte. 5 Türen finde ich persönlich jetzt nicht so schlimm und auch sonst ist die Optik einem ST voll angemessen. Das Navi gefiel mir (entgegen vieler Journalisten) wirklich gut, denn ohne Touchscreen lässt sich das Ding blind bedienen. Die Sprachsteuerung (Sync) funktionierte super, der ST hatte endlich einen Tempomaten und auch das Display im Tacho war chick gemacht. Die Sitze sind (wenn man nicht stark übergewichtet) saugut und auch das Platzangebot mehr als ausreichend. Die Anlage im Auto war klasse und der Verbrauch (8 Liter, auf langen Strecken sogar teilweise weniger) wirklich gut für ein Auto mit 250 PS. Leider hat der Wagen so seine Probleme gehabt bei feuchter Fahrbahn die Kraft auf die Straße zu bekommen. Den Hang zum untersteuern, hat er leider vom Vorgänger übernommen. Tuningteile gibt es in Maßen, leider bleibt mit legalen Abgasanlagen der Klang dennoch etwas schlapp. Leistung ist bis knapp unter 300 PS realisierbar ohne große Umbauten, dann wird es allerdings langsam eng.
Zu haben ist der Focus ST250 ab 12000 Euro. Hier stellt man fest: Die Kombivariante ist günstiger zu haben als die Limousine. 
Nun zum großen Bruder des ST’s. Der Focus III RS350. Viele waren enttäuscht als bekannt wurde, der 5 Zylinder fliegt raus und wird ersetzt durch den 2.3 Liter Ecoboost aus dem Mustang. Dieser basiert übrigens auf dem Motor des Mazda 3 MPS. Im Innenraum hat Ford nicht wirklich viel im Vergleich zum  ST geändert. Es sind zusätzlich noch Recaro Schalensitze bestellbar, ansonsten ist alles relativ gleich bis auf ein paar Zierelemente. Von außen wurde nur das geändert, was für einen RS wirklich notwendig ist. Ein sehr ähnlicher Spoiler wie beim Vorgänger, dicker Diffusor, zwei Endrohre, statt der mittigen beim ST. Hier finde ich persönlich hätte Ford die Endrohre durchaus weiter nach außen packen können. Die Front ist komplett neu, die Lufteinlässe in der Motorhaube verschwunden. Technisch wurde dem Wagen neben dem neuen Motor noch Allradantrieb (und was für einer!) und eine Klappenauspuffanlage verpasst. Der Allrad ist so ziemlich der geilste den ich je gefahren bin. Die Traktion verliert der Wagen so gut wie nie (nahezu 100% der Leistung können an ein Rad abgegeben werden), dazu lässt sich der Eimer auf Knopfdruck querstellen. Am Anfang gab es Probleme mit der Standfestigkeit des Motors, diese wurden jedoch von Ford durch das Tauschen der Kopfdichtung gelöst. Der Allradantrieb hat leider einen ganz großen Nachteil. Der Wagen trinkt zum einen sehr gerne… Ok Spaß kostet, aber der Tank ist durch die Kardanwelle geteilt und somit sehr klein. Das Ding ist eine absolute Spaßmaschine (wenn auch kein Sprintmonster auf gerader Strecke, eher Kurvenvernichter), aber durch den kleinen Tank dann nicht so 100% Alltagstauglich. Wer noch kann sollte sich den Blue & Black sichern, dieser hat zusätzlich noch eine Sperre verbaut, welche noch radikalere Kurvenräuberei ermöglicht. Der Klang ist übrigens für einen Vierzylinder echt lecker, wenn auch hier und da mit etwas sehr künstlichen Fehlzündungen leicht übertrieben.

Zu haben ab knapp 30.000 Euro.

Setzen wir einen Diesel auf die Liste.
BMW E81 123d – 204 PS
Baujahr 10/2007 – 10/2013
Mein aktuelles Fahrzeug. Hier habe ich mich etwas schwer getan ob er überhaupt hierher gehört. Aber letztendlich sind es Kleinigkeiten die den Ausschlag geben. Parkplatzfreundliche Kompaktschleuder mit Heckantrieb. Erstmal geil. 204 Diesel PS und nen Haufen Drehmoment… Geil. Optik? Geschmackssache. Ich mag den Wagen. Das Fahrwerk ist genial, angenehm sportlich und dennoch Langstrecken geeignet. Die Sitze sind absolute Spitze (aufblasbar). Die Automatik völlig in Ordnung. Jedoch gefällt mir an einigen Stellen die Verarbeitung nicht zu 100% und auch das Platzangebot könnte besser sein. Warum der Wagen dennoch vor dem Focus ST gelandet ist? Am Ende sind es Heckantrieb, das geile Infotainmentsystem, die Sitze und ein Teil auch die Kosten durch den Diesel die den Ausschlag geben. Nen 123d mit 5 Ender Klang wäre natürlich ne Wucht. Einen ausführlichen Bericht findet ihr HIER im Blog. 
Die Preise bei diesem Fahrzeug gehen ganz stark auseinander. Daher keine Tendenz von mir.
130i und 135i kann man fast so abschreiben. Der 135i ist etwas breiter und die beiden Varianten vom Klang natürlich deutlich geiler als die Dieselvariante. Dafür zahlt man das mit deutlich höherem Verbrauch und vor allem auch höherem Kaufpreis! Den 135i kann man ebenfalls als M Coupe erwerben. So hat er noch einen Hauch mehr Leistung (340 statt 306 PS) schafft den Spurt auf 100 in unter 5 Sekunden. Das ist natürlich für einen Kompaktsportler wirklich gut. Leider BMW typisch: Bei 250 km/h ist Feierabend. Der Diesel endet bei (GPS) 241 (angegeben mit 238). Tuningteile gibt es für die Benzinvarianten in anständiger Auswahl, jedoch meistens recht teuer. Am M Coupe muss man eigentlich nix mehr machen, da hat BMW schon extrem gut Hand angelegt. Dafür liegen die gebraucht immer noch gerne um die 30.000 Euro. Dafür würde ich mir eher einen fast neuen Focus III RS kaufen.

Wann Teil II folgt kann ich euch noch nicht sagen, aber ich habe vor die Serie fortzusetzen wenn die Aufrufzahlen stimmen. Bei Fragen kommentiert einfach.


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